"Fogging"
Geheimnisvolle Beläge nach der Renovierung
Da ist die Wohnung gerade frisch renoviert und dann das: An irgendeiner Stelle an Wänden, Decken, Fenstern, Teppichbelägen oder Möbeln bildet sich ein schmieriger schwarzer Film. Seit zehn Jahren forschen Wissenschaftler an diesem Phänomen. Eine Lösung gibt es dafür noch nicht, doch immerhin hat es einen Namen: "Fogging" - was sich so geheimnisvoll und nebulös anhört wie es ist. Mittlerweile beschäftigen sich auch Gerichte damit.
Das Phänomen tritt vorwiegend während der Heizperiode nach Erstrenovierung auf: an kalten Wandflächen, oberhalb von warmen Gegenständen wie Lampen, Fernsehgeräten oder Heizkörpern. "Teilweise sind die Ablagerungen so massiv, dass die Wohnqualität beeinträchtigt wird" heisst es in einem Papier des Fraunhofer-Instituts für Holzforschung in Braunschweig.
Ein schmieriger Belag zeigt sich nach Renovierungen - oft mit mehrwöchiger bis mehrmonatiger Verzögerung - oder nachdem die Wohnung in neu errichteten oder aufwendig sanierten Gebäuden bezogen wurde" weiss man beim Umweltbundesamt (UBA). Dort führte man bereits eine umfangreiche Fragebogenaktion nebst Messprogramm in betroffenen Wohnungen durch. Demnach sei - trotz auffälliger Nähe zur Heizperiode - "ein direkter Einfluss der Heizungssysteme auszuschliessen". Ebenso wenig aber liege die Ursache ausserhalb der Wohnung, etwa in Russeinträgen von draussen. Nicht ausschliessen wollte man indes bauliche Mängel, wie Wärmebrücken, an denen sich bevorzugt Staubpartikel absetzen.
Ausserdem träten die grau-schwarzen und öligen Ablagerungen vor allem in solchen Wohnungen auf, die tagsüber nur wenig beheizt und belüftet würden, heisst es beim Fraunhofer-Institut. Die Auswertung von physikalisch-chemischen Messungen ergab, dass sie vor allem aus Hausstaub und "bis zu 150 verschiedenen schwerflüchtigen organischen Verbindungen" bestehen. Diese Verbindungen, weiss man beim Umweltbundesamt, führen zusammen mit Schwebstaubteilchen in der Raumluft "zu einem Zusammenkleben kleiner Staubteilchen zu grösseren Einheiten". Die setzten sich "bei weiteren ungünstigen Begleitumständen" als "schmierige Beläge an Wänden und anderen Flächen im Raum ab". Offen sei aber beispielsweise, welchen Beitrag "einzelne bei der Renovierung oder Neuerrichtung von Gebäuden verwendete Produkte konkret zum Entstehen oder zur Intensität der Ablagerung leisten". Insofern könne man derzeit auch keine verbindlichen Empfehlungen für oder gegen die Verwendung einzelner Produkte zur Vermeidung "schwarzer Wohnungen" geben. Das hört sich gefährlich an, jedoch gebe es laut UBA "nach gegenwärtigem Kenntnisstand" - und sofern es sich tatsächlich um den Fogging-Effekt handele - " keine akute gesundheitliche Gefährdung durch das Auftreten der Beläge".
Nach zahlreichen Analysen von Wischproben des schwarzen Niederschlags hat das Labor Melzer festgestellt, dass nach etlichen Änderungen der Rezepturen durch die Farbenhersteller nunmehr in einigen "keine Bestandteile mehr zu finden sind, die man in den Proben der Schwarzfärbungen" als Mit-Verursacher des Foggings gefunden hatte. "Diese Farben tragen zumindest nicht zum Fogging bei" so der Chemiker, was aber nicht automatisch heisse, dass es keinen Fogging-Effekt mehr gebe. Findet man also Schwarzfärbungen trotz der Verwendung einer dieser Farben, müsse die Suche nach den Ursachen weiter gehen.
Die Positiv-Liste mit z.Zt. 22 nicht fogging-aktiven Wandfarben findet man auf den Internetseiten der Verbraucherzentrale Hamburg: unter der Rubrik Umwelt oder erhält sie direkt beim Chemisch-Technologischen Laboratorium Melzer, Dortmunder Str. 20, 28199 Bremen